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1337. Januar 14. Breslau.

fer. tercia prox. p. oct. Epiph.

Joh., K. v. B. etc., bek., daß vor ihm die Fürsten Wladislaus, Hzg v. Beuthen (Grotefend, Stammtaf. d. schles. Fürsten V, 14), Kazimir (I.), Hzg v. Teschen (VII, 2), Boleslaus, Hzg. v. Falkenberg (VI, I), Bolko (II.), Hzg v. Oppeln (VI, 2), Albert, Hzg v. Strehlitz (VI, 3) u. Joh., Hzg v. Auschwitz (VII, 4), gegen s. Vasallen Nikolaus (II.), Hzg v. Troppau u. Ratibor (XI, 2), Klage auf die Herausgabe des Hzgtums Ratibor, womit der Kg ihn nach Absterben des Hzgs Leczko v. Ratibor († 1336, Grot. V, 19) belehnt hat, mit der Bitte angestrengt haben, ihn a. d. Hzgtum Ratibor u. den andern Ländern, welche Hzg Leczko besessen hatte, zu entfernen u. sie selbst damit feierlich zu belehnen, während der anwesende Hzg Nik. erwiderte, daß ihm u. s. Erben das Hzgtum Ratibor u. die anderen Lande rechtmäßig heimgefallen seien [Der 1336 kinderlos verstorbene Hzg Lestko v. Ratibor hatte drei Schwestern, von denen die mittlere, Anna, mit Hzg Nik. II. v. Troppau in kinderreicher Ehe verheiratet war, vgl. Grotefend V, 21. Hzg. Nik. v. Tr. war kein poln. Piastenhzg, sondern e. Premislide, Sohn des außerehel. Sohnes K. Ottokars II. v. Böhmen, Grot. XI, 2.], u. daß er sie als erledigt vom Kge, als dem wahren Lehnsherrn, als Lehen empfangen habe. Deshalb erbitte er die Anberaumung eines Gerichtstages. Nachdem er, der Kg, dieses Gesuch reiflich beraten u. den Rat s. Bischöfe, Fürsten u. Barone eingeholt hatte, wurde dem Gesuche nachgegeben u. zur Vermeidung weiterer Verzögerung der nächstfolgende Tag mit Einwilligung beider Parteien festgesetzt. Vor s. Richterstuhle erörterten darauf beide Parteien die Streitfrage, ob nach dem poln. Rechte oder dem Lehnsrechte verhandelt werden solle. Die vorgen. Fürsten versicherten, daß sie Polen seien, u. daß nach dem Inhalt ihrer vom Kge gegebenen Briefe ihnen die Ausübung des poln. Rechts in ihren Ländern zugesichert worden sei; deshalb könne nur nach dem poln. Rechte entschieden werden. Hzg Nik. behauptete jedoch dagegen, daß die gen. Hzge des Kgs Vasallen u. Lehnsträger gleich wie er selbst seien, u. daß das strittige Hzgtum Ratibor mit den übrigen Gebieten kgl. Lehen sei. Da nun diese Lehen nicht innerhalb der Grenzen der Lande der klägerischen Hzge, sondern als ein besonderes Herrschaftsgebiet u. ein ansehnliches Lehen unter dem Machtbereich der kgl. Majestät gelegen sei, er aber, Hzg Nik., mit allen s. Landen zu d. Kgs Lehnshof gehöre, u. da die gen. Hzge gegen ihn als Kläger aufträten, so müßten sie seinem Rechte, dem Lehnsrechte, aber nicht er ihrem Rechte, dem poln. Rechte, folgen. Als nach längeren Verhandlungen ein Einvernehmen beider Parteien nicht erzielt werden konnte, holte der Kg das Urteil der anwesenden Fürsten, Magnaten, Barone u. übrigen Edlen ein. Obgleich eine große Menge der ehrwürdigen, erlauchten, hochgebornen u. edlen Personen den Ausführungen des Herzogs Nik. beipflichtete, fand sich doch, daß die klägerischen Hzge die Mehrheit ihrer Standesgenossen für die Entscheidung zu poln. Rechte auf ihrer Seite hatten, so daß der Kg sich willens zeigte, die Streitfrage nach poln. Rechte zu entscheiden. Wie dies Hzg Nik. merkte, verließ er, da er nicht gesonnen war, die Lande durch ein ihm fremdes Recht zu verlieren, die Gerichtsstätte unter dem Unwillen des Kgs; s. Freunde, die den kgl. Zorn fürchten, verwenden sich jedoch für ihn. Auf deren Bitten nimmt der Kg die Gerichtsverhandlung wieder auf u. entscheidet schließt., daß Hzg Nik. Land u. St. Ratibor m. d. Burg, Zar (Sohrau), Plessina (Pleß) u. Loslaw (Loslau, Kr. Rybnik) m. d. Städtel das., in. allen Einwohn., wie dies Hzg Lestko besessen hatte, zugl. m. d. Hzgtum Troppau u. m. allen Rechten, Nutzungen an verborgenen Schätzen, öffentl. Mineralien (publicorum mineralium aut in massas natura aut arte redactorum), zugl. m. Münzen, Zöllen, allen u. jeden hzgl. Auszeichn. für sich u. s. wahren Erben männl. u. weibl. Geschlechts besitzen soll, wie dies ihm in s. andern kgl. Briefen verliehen ist [Vgl. die Huldigungsurk. des Hzgs Nik. II. v. Troppau v. 3. Juli 1318 i. d. Lehns- u. Besitzurk. Schles. II, 467, s a. Schles. Reg. 3815]. Die Städte u. Befestigungen Cozla (Kosel) u. Glivicz (Gleiwitz) soll er dagegen bis zum 3. Febr. dem Kge oder dessen Bevollmächtigten Wolfram v. Panovicz (Pannwitz) oder d. Bisch. Joh. v. Olmütz oder d. Hzg Bol. v. Liegn. aushändigen zur Überweisung im Namen d. Kgs a. d. vorgen. Herzöge [Am 21. Febr. 1334 hatte Hzg Wlad. v. Beuthen Land u. St. Kosel auf 15 Jahre an Hzg Lestko v. Ratibor verpfändet. Würde Lestko vorher sterben, solle der bisher noch nicht zurückgezahlte Restbetrag der Pfandsumme an s. Schwester Offka, Nonne i. Dominikanerinnenkl. zu Ratibor, fallen, s. Reg. 5312 u. Weltzel, Gesch. v. Kosel (1888), S. 60. Am 19. Febr. 1327 hatte Lestko v. K. Joh. v. B. die Lande Ratibor Kosel, Sohrau, Pleß, das ihm verpfändete Gleiwitz, sowie Rybnik zu Lehn genommen, Reg. 4619. Auf welchem Wege er in den Pfandbesitz von Gleiwitz gekommen, ist unbekannt, s. B. Nietsche, Gesch. der Stadt Gleiwitz (1886), S. 46. Dr. Wendt (Liegn.) macht i. d. Ztschr. f. Gesch. Schles. Bd. 29 (1895), S. 345 darauf aufmerksam, daß Kosel noch 1356 in der Hand des Hzgs Nik. II. v. Troppau ist u. daß Hzg Joh. I. v. Troppau-Ratibor, der älteste Sohn Nik. II., i. J. 1366 auch mit Kosel u. Gleiwitz belehnt wird, vgl. Grünhagen-Markgraf, Lehnsurk. II, 386/387].

Z.: Hzg Heinr. v. Bayern, Bisch. Joh. v. Olmütz, Hzg Bol. v. Liegnitz, Berthold v. Lipa Propst v. Wischehrad, Kanzler des Kgreichs Böhmen, Wilh. v. Landstein Hptm. v. Böhmen, Hinko Berka v. Duba, Burggraf v. Prag, Hinko v. Duba gen. v. Nachod, Otto v. Bergow, Thimo v. Cholticz, Jesco v. Michelsperg, Heinr. v. Luchtenburg u. Stephan Notar des böhm. Landes.


A. d. Registrum Wenceslai (Kopialb. d. 16. Jh. i. d. Univ.-Bibl. Prag) abgedr. i. C. d. Sil. VI (Registrum St. Wenceslai, Urkk. vorzügl. z. Gesch. Oberschles.) edd. Wattenbach u. Grünhagen, S. 180 ff. u. danach i. d. Lehns- u. Besitzurk. Schles. edd. Grünhagen-Markgraf II, 380 ff.


Codex Diplomaticus Silesiae, Bd. 29, 1923; Regesten zur schlesischen Geschichte, 1334 - 1337. Herausgegeben von K. Wutke.